Ans Herz gelegt

Filmfestival der neue Heimatfilm 2018

Wir haben uns durch die Trailer des Filmfestival "Der neue Heimatfilm" Programms gewühlt und stellen euch eine kleine Auswahl davon vor.

Das Festival „Der neue Heimatfilm“ zeigt vom 22. bis 26. August mehr als 60 Filme aus 16 Ländern in Freistadt.

Beim einzigen Filmfestival des Mühlviertels wird das Thema „Der neue Heimatfilm“ in all seinen Facetten ausgekostet. So entsteht eine bunte Mischung aus Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen, die inhaltlich sowie genretechnisch viel zu bieten haben. Die Freistädter Altstadt bildet mit vier Leinwänden das Zentrum des Heimatfilmfestivals, Partnerspielstätten in umliegenden Orten schließen sich dem Festival mit Einzelvorstellungen an. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle!

Wir haben uns durch die Film-Trailer der 31. Ausgabe des Filmfestivals gewühlt und hier ein paar spannende Filmtipps für euch:

Die Bauliche Maßnahme

von Nikolaus Geyrhalter, 2018

Grenzpass Brenner: Im Frühjahr 2016 werden seitens der Politik Maßnahmen ergriffen, um Österreich vor einem neuerlichen Flüchtlingsansturm zu schützen. Ein Zaun ist auch am Brenner im Gespräch und Grenzkontrollen zwischen Nord- und Südtirol sollen erstmals seit knapp zwanzig Jahren wieder eingeführt werden. Seitens der Politik wird in Medienberichten Stimmung gemacht. Die Exekutive vor Ort beschwichtigt. Und die BewohnerInnen finden sich hin- und hergerissen. Viele fürchten die „bauliche Maßnahme“ ebenso wie die vermeintlich drohende Überfremdung der Heimat Tirol.

Wackersdorf

von Oliver Haffner, D, 2018

Die kleine oberpfälzische Gemeinde Wackersdorf in den 1980er-Jahren: Die bayerische Staatsregierung plant den Bau einer atomaren Wiederaufbereitungsanlage, die dem ganzen Landkreis einen wirtschaftlichen Aufschwung bescheren soll. Auch der Landrat Hans Schuierer ist von dieser Idee zunächst begeistert. Vereinzelte Proteste gegen das Vorhaben blendet er solange aus, bis die Staatsregierung mit aller Heftigkeit auf die Aktionen einer Bürgerinitiative reagiert, die erst kürzlich gegründet wurde. Schuierer beginnt zu zweifeln: Ist die Anlage wirklich so harmlos wie behauptet? Er beginnt, Nachforschungen anzustellen…

Global Family

von Melanie Andernach & Andreas Köhler, D, 2018

Die Familie Shaash lebt auf der ganzen Welt verteilt. Der Bürgerkrieg in Somalia hat sie dazu gezwungen. Plötzlich muss die Älteste, Imra (88), ihr Exil in Äthiopien verlassen. Die Familie muss schnell eine Lösung finden. Doch wo soll sie hingehen? Und wohin darf sie gehen? Nach Deutschland, Italien oder Kanada? Dorthin, wo die anderen Familienmitglieder längst ihren eigenen Träumen von Heimat und Zukunft nachgehen? Basierend auf diesen Fragen entspinnt sich ein transnationales Familiendrama, in dem die Familie alles versucht und doch scheitert, eine neue Heimat für Imra zu finden. Am Ende ist ihr einziger Ausweg die Rückkehr in das vom Krieg zerrüttete Somalia.

Wildes Herz

von Charly Hübner & Sebastian Schultz, D, 2017

Ein kleines Dorf in den Weiten Mecklenburgs. Geprägt vom politischen Wandel der letzten Jahrzehnte ist hier eine Band entstanden, die etwas zu sagen hat und das sehr laut. „Feine Sahne Fischfilet“ um Jan „Monchi“ Gorkow ist eine der erfolgreichsten Punkbands in Deutschland und in den Augen des Staates „Vorpommerns gefährlichste Band“. Ihre Musik ist wie der Berserker unter den deutschen Bands, voller Aufruhr und so kompromisslos wie Poesie nur sein kann. Ihnen gelingen rasante Hymnen voller Kraft: Lautstark, lebenshungrig und lustvoll singen sie von der Lücke im System, die ihre Heimat ist.

WILDES HERZ ist das so intime wie mitreißende Porträt eines jungen Musikers, der sich mit großem Herzen und noch größerer Klappe gegen den Rechtsruck stemmt und dabei von nichts aufzuhalten ist.

The Rider

von Chloé Zhao, US, 2017

Nach einem beinahe tödlichen Rodeo-Unfall muss sich der junge Cowboy Brady Blackburn mit der Tatsache abfinden, dass er nie wieder reiten kann, und stürzt in eine existentielle Identitätskrise: Immerhin definiert ihn nicht nur seine Umwelt, sondern vor allem auch er selbst als Sioux-Nachkomme sich vornehmlich über seine Arbeit mit Pferden. Schwer wiegen der abschätzige Blick des Vaters, der Abschied von seinen enttäuschten Fans und das Fehlen des einzigartigen Gefühls der Freiheit, das ihn auf dem Rücken eines Pferdes durchströmt.

In atemberaubenden Bildern der Prärie South Dakotas hält der Film die Balance zwischen zärtlicher Poesie, archaischen Mythen und der rauen Lebenswirklichkeit im Mittleren Westen und basiert auf der wahren Lebensgeschichte seiner DarstellerInnen.

Easy

von Andrea Magnani, I/UK, 2017

Isidoro, besser bekannt als Easy, ist einsam und deprimiert. Seine Karriere als junger Go-Kart-Pilot musste er aufgeben, als er so dick wurde, dass er nicht mehr in das Gefährt passte. Daraufhin ist er wieder bei seiner Mutter
eingezogen und verbringt seine Zeit essend vor dem Fernseher. Eines Tages kommt sein erfolgreicher Bruder Filo mit einem Jobvorschlag vorbei. Eine einfache Aufgabe, die ihm die Gelegenheit bietet, wieder einmal aus dem Haus zu kommen und sich hinters Steuer zu setzen: Er soll einen Sarg von Italien in die Ukraine bringen und in einem kleinen Dorf in den Karpaten abliefern. Aber die Reise ins unbekannte Land wird komplizierter als erahnt.

Die neuen Kinder von Golzow

von Simone Catharina Gaul, D, 2017

Das ostdeutsche Dorf Golzow erlangte Bekanntheit durch das zwischen 1961 und 2007 entstandene Langzeit-Dokumentarfilmprojekt DIE KINDER VON GOLZOW von Barbara und Winfried Junge, die mit ihren Filmen in Freistadt schon mehrmals zu Gast waren.

Was sich damals schon anbahnte, hat sich bewahrheitet: Golzow, gehen – wie vielen Dörfern auf dem Land – die Kinder aus. Beinahe wäre die Schule schon geschlossen worden. Um sein Dorf vor dem Verschwinden zu retten, hat Bürgermeister Frank Schütz eine Idee: Syrische Flüchtlingsfamilien sollen nach Golzow ziehen. Er träumt von Nachwuchs für Feuerwehr, Sportverein und Tanzclub, von syrischen Altenpflegern und Ärzten. So kommen Halima und Fadi mit ihren drei Kindern nach Golzow.

Jedem Dorf Sein Underground

von Jokob Kubizek, A, 2018

Anfang der 90er formiert sich eine Gruppe Jugendlicher in der Provinzstadt Steyr. Auf der Suche nach Identität haben sie eines gemeinsam: sie wollen, dass endlich etwas passiert in ihrer Stadt. Abseits von „Café Treff“ und „Segafredo“ wollen sie einen Platz um sich zu entfalten, zur Erfüllung ihrer Träume. Sie veranstalten Konzerte in jedem Wirtshaus, das sie lässt. Sie gehen auf die Straße, lassen sich von Politikern vertrösten und bauen letztendlich mit eigenen Händen ihr Haus – das “röda” – nur um wenige Jahre danach vor dessen Trümmern zu stehen.

Kubizeks Film ist eine Geschichte über die unheimliche Kraft die von einigen wenigen ausgehen kann, wenn sie bereit sind ihr Schicksal selbst in die Hände zu nehmen.

Der Bauer Nathal

von Matthias Greuling & David Baldinger, A, 2018

Wer war Thomas Bernhard? In seiner Heimatgemeinde Ohlsdorf bei Gmunden ist Österreichs bekanntester Schriftsteller des 20. Jahrhunderts allgegenwärtig, und trotzdem nur eine Fußnote. Dort hatte Bernhard einen Vierkanthof gekauft und sich mit der Berufsbezeichnung „Landwirt“ im Reisepass niedergelassen. Aber gehörte er wirklich dazu? Der gefeierte Literat plötzlich als einfacher „Bauer zu Nathal“?

Wie man mit einem überlebensgroßen literarischen Erbe umgeht (oder eben nicht), zeigt dieser Film.

Mobile Homes

von Vladimir de Fontenay, CA/FR, 2017

Ali und Evan reisen mit Alis achtjährigem Sohn Bone im kanadischen Grenzgebiet umher. Sie lassen sich durchs Leben treiben und bleiben an keinem Ort länger als nötig. Auch, weil sie mit illegalen Aktivitäten ihr Leben finanzieren. Insgeheim wünscht sich Ali zwar, endlich irgendwo anzukommen, doch sie schätzt auch die Freiheit, die ihr dieses Leben bietet. Durch Zufall landet sie eines Tages in einer Wohnwagensiedlung, in der sie sich erstmals heimisch fühlt. Ist das der richtige Mittelweg zwischen Rastlosigkeit und Sesshaftigkeit?

Das gesamte Programm sowie die genaue Spielzeiten findet ihr auf: www.filmfestivalfreistadt.at

Wir wünschen ein spannendes Kino-Wochenende.

 

Fotos und Filmbeschreibungen von Local-Bühne Freistadt -www.filmfestivalfreistadt.at.